Ionen-Nachweise

Die folgenden Nachweisreaktionen finden sich natürlich auch in jedem guten Praktikumsbuch für analytische Anorganische Chemie. Diese Auswahl ist jedoch anfänger-erprobt und liefert recht zuverlässige Ergebnisse (ohne sofort Kaliumcyanid o. ä. zu verwenden). Die beschriebenen Reaktionen haben größtenteils Vorprobencharakter und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, insbesondere im Bereich möglicher Störungen. Dennoch haben sie sich in der Praxis gut bewährt und als wenig störungsanfällig erwiesen. Dennoch sollten die nachzuweisenden Substanzen nicht in schwerlöslicher Form oder in stabilen Komplexen vorliegen.

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Die Kationen sind nach ihrer Zugehörigkeit zu den jeweiligen Gruppen des Trennungsganges geordnet. In Klammern ist das Elementsymbol, die Ordnungszahl und die relative Atommasse in u angegeben.
Die Molekül-Anionen sind nach dem jeweils charakteristischen Element zusammengefaßt.

1 Metalle

1.1 Lösliche Gruppe

1.1.3 Lithium (Li 3; 6.941)

Flammenfärbung
Lithium färbt die Bunsenflamme intensiv karminrot. Im Spektroskop sind zwei Linien charakteristisch, nämlich eine orangerote bei 670.8 nm und eine gelborange bei 610.3 nm.
Gegen gelbe Überlagerung durch Natrium hilft ein Kobaltglas.


1.1.1 Natrium (Na 11; 22.98977)

Flammenfärbung
Schon kleinste Mengen Natrium färben die Bunsenflamme intensiv gelb. Die Färbung stammt aus der Na-Linie bei 589 nm.
Vor der Durchführung sollte man sich vergewissern, daß dem Magnesiastäbchen keine Na-Spuren mehr anhaften, die die Flamme von vornherein gelb färben. Sollte dies doch der Fall sein, glüht man bis zur Entfärbung aus, wobei zwischendurch in konz. Salzsäure eingetaucht wird.
Wer von einem negativen Ergebnis nicht überzeugt ist, der prüfe eine Vergleichsprobe!


1.1.2 Kalium (K 19; 39.0983)

Flammenfärbung
Kalium ruft in der Bunsenflamme eine schwache violette Färbung hervor, verursacht durch eine sehr schwache violette und eine etwas stärkere rote Linie bei 404.4 nm bzw. 768.2 nm.
Um Überlagerungen durch z. B. Natrium auszufiltern, kann man die Flamme durch ein Kobaltglas betrachten.
Sowohl eine Vergleichs- als auch eine Blindprobe sind zu Beginn sehr empfehlenswert.


1.1.4 Magnesium (Mg 12; 24.305)

Chinalizarin-Farblack
Der mit einer geringen Menge Chinalizarin-Lösung versetzten Probelösung wird Natronlauge bis zur stark alkalischen Reaktion zugesetzt. Es bildet sich eine Blaufärbung bzw. ein blauer Niederschlag.
Eine Vergleichsprobe ist empfehlenswert.
Störungen: Mangan(II) gibt (wie auch eine Reihe 'seltenerer' Metalle) eine ähnliche Färbung, die Elemente der I. und II. Hauptgruppe sowie Aluminium stören jedoch nicht.


1.2 Ammoniumcarbonat-Gruppe

1.2.1 Calcium (Ca 20; 40.078)

Flammenfärbung
Calcium gibt eine rötliche Flammenfärbung. Im Spektroskop erkennbar sind zwei meist nicht allzu scharf abgegrenzte Linien bei 622.0 nm (orange) und 553.3 nm (grün).


1.2.2 Strontium (Sr 38; 87.62)

Flammenfärbung
Strontium bewirkt eine intensive Rotfärbung der Bunsenflamme. Im Spektroskop erkennbar sind (mehrere) rote bis orangerote Linien bei ca. 660 nm sowie eine gelborange bei ca. 610 nm.


1.2.3 Barium (Ba 56; 137.327)

Flammenfärbung
Barium verursacht eine charakteristische fahlgrüne Färbung der Bunsenflamme, die allerdings sehr leicht durch die Flammenfärbung anderer Elemente überlagert wird. Im Spektroskop erkennt man zumeist nur eine schwache Aufhellung des grünen Spektralbereiches.
Konnte der Grünschimmer aus o. g. Gründen nur durch das Spektroskop gesehen werden, sollte man sich intensiv mit Vergleichs- und Blindproben, die auch die anderen vorhandenen Substanzen enthalten, beschäftigen.
Fällung mit Strontiumsulfat
Bariumsulfat ist schwerer löslich als Strontiumsulfat. Ersteres läßt sich daher mit gesättigter Strontiumsulfat-Lösung ausfällen.
Man gibt zu mit Salzsäure angesäuerten Probelösung eine etwa entsprechende Menge gesättigter Strontiumsulfat-Lösung. Beim Vorhandensein von Barium fällt dieses als Sulfat aus.
Die Strontiumsulfat-Lösung darf keine Schwefelsäure oder sonstiges, zusätzliches Sulfat mehr enthalten, sonst fällt aus der Probelösung z. B. auch eventuell vorhandenes Strontium mit aus.


1.3 Ammoniumsulfid-Gruppe

1.3.1 Chrom (Cr 24; 51.996)

Oxidation von Chrom(III)
Chromat und Dichromat sind intensiv gelb bzw. orange gefärbt.
Durch Zugeben von Natronlauge und Wasserstoffperoxid zu einer Chrom(III)-Lösung wird das Chrom oxidiert. Das Gelingen der Oxidation wird durch den entsprechenden Farbumschlag angezeigt.


1.3.2 Mangan (Mn 25; 54.9380)

Oxidation von Mangan(II)
Bei Zugabe von Alkalilaugen fällt zunächst weißes Mangan(II)-hydroxid aus. Bei Anwesenheit von Luftsauerstoff färbt sich der Niederschlag durch Oxidation zu Mangan(III) bzw. Mangan(IV) bald bräunlich. Läßt man das Reagenzglas ca. eine Stunde lang offen stehen, setzt sich der mittlerweile braune Niederschlag vollständig ab.


1.3.3 Eisen (Fe 26; 55.847)

Eisen(III)-thiocyanat
Eisen(III) gibt mit Thiocyanaten einen intensiv blutroten Niederschlag. Obwohl die Reaktion sehr empfindlich ist, sollte nicht zu extrem verdünnt werden, da nur die ungelöste Verbindung die charakteristische Färbung besitzt. Auf alle Fälle lohnt sich eine Vergleichsprobe.
Fällt der Nachweis negativ aus, kann man durch Zugabe von Wasserstoffperoxid eventuell vorhandenes Eisen(II) zu Eisen(III) oxidieren, daß dann sofortige Rotfärbung bewirkt.
Störungen: Nitrite in saurer Lösung und Mo(III) bewirken ebenfalls eine Rotfärbung, Co(II) stört durch Bildung eines blauen Thiocyanats. Besonders im letzten Fall kann eine Vergleichsprobe weiterhelfen.
Berliner Blau
Hexacyanoferrat(II) gibt mit Eisen(III) einen tiefblauen Niederschlag von Berliner Blau. Mit Eisen(II) bildet sich zunächst ein nur schwachblauer Niederschlag, der durch Luftsauerstoff jedoch allmählich oxidiert wird und so die typische Farbe annimmt.


1.3.4 Cobalt (Co 27; 58.9332)

Boraxperle
Cobalt gibt eine kräftig blaue Boraxperle.
Eine Vergleichsprobe ist zum Üben des 'Perlendrehens' angebracht.

Cobalt(II)-Salze sind meist rosa gefärbt, wenn sie Wasser enthalten, bzw. bläulich, wenn sie wasserfrei vorliegen.


1.3.5 Nickel (Ni 28; 58.69)

Bis(diacetyldioximato)nickel
In die essigsaure Probelösung werden einige Tropfen Diacetyldioxim-Lösung gegeben. Bei Anwesenheit von Nickel bildet sich ein voluminöser, intensiv roter Niederschlag.
Störungen: Die Niederschlagsbildung wird verhindert, wenn starke Oxidationsmittel (z. B. Nitrate oder Wasserstoffperoxid) in größeren Mengen zugegen sind.
Eisen(III) und Cobalt(II) geben einen braunroten Niederschlag. Kupfer(II) stört durch Violettfärbung. Eine Vergleichsprobe ist angebracht, insbesondere bei Anwesenheit von Fe, Co und/oder Cu.


1.3.6 Zink (Zn 30; 65.39)

Rinnmanns Grün
Bringt man etwas Probelösung oder -substanz mit einem Tropfen stark verdünnter Cobalt(II)-nitrat auf einer Magnesiarinne in den oberen Teil der Bunsenflamme, so färbt sich die Rinne an den Verdampfungsrändern kräftig grün.
Bei zu großem Cobaltnitrat-Einsatz ist der Nachweis unbrauchbar, da sich schwarzes Cobaltoxid bildet.
Störungen: Viele andere Metalle bilden ebenfalls farbige Oxide, z. B. Aluminium (Thénards Blau). Es ist darauf zu achten, daß sich die gebildete Farbe auch nach einigem Abkühlen der Rinne hält. Eine Vergleichsprobe ist unbedingt zu empfehlen, um das 'richtige' kräftige Dunkelgrün von möglichen Störungen unterscheiden zu können.


1.3.7 Aluminium (Al 13; 26.98154)

Thénards Blau
Bringt man etwas Probelösung oder -substanz mit einem Tropfen stark verdünnter Cobalt(II)-nitrat auf einer Magnesiarinne in den oberen Teil der Bunsenflamme, so färbt sich die Rinne an den Verdampfungsrändern kräftig blau.
Bei zu großem Cobaltnitrat-Einsatz ist der Nachweis unbrauchbar, da sich schwarzes Cobaltoxid bildet.
Störungen: Viele andere Substanzen bilden ebenfalls Färbungen, z. B. Zink (Rinnmanns Grün). Eine Blindprobe ist empfehlenswert, um sicherzugehen, daß die Magnesiarinne nicht mit Siliciumdioxid verunreinigt ist, das eine ähnliche Färbung bewirkt.
Morin-Farblack
Zu (leicht) essigsaurer oder neutraler (s. u.) Probelösung gibt man wenige Tropfen Morin-Lösung. Der bei Anwesenheit von Aluminium entstehende gelbgrüne Farblack fluoresziert unter UV-Licht grün.
Sowohl Blind- als auch Vergleichsprobe(n) sind dringend anzuraten, da die Farbintensität von Blind- wie Vergleichsproben oft stark variiert (pH-Wert!). Der Nachweis kann deshalb u. U. wenig aussagekräftig sein.
Chinalizarin-Farblack
Man versetzt ammoniakalische Probelösung mit wenigen Tropfen Chinalizarin-Lösung. Es bildet sich meist ein rotvioletter Niederschlag. Wenn er von Aluminium herrührt, hält er sich auch nach Zugabe eines Überschusses konz. Essigsäure.


1.4 Schwefelwasserstoff-Gruppe

1.4.1 Kupfer (Cu 29; 63.546)

Flammenfärbung
Bringt man Kupfersalze zusammen mit Halogenidionen auf einem Magnesiastäbchen in die Bunsenflamme, so tritt eine deutliche Grünfärbung der Flamme auf.
Diese Methode eignet sich auch für einen kombinierten Kupfer/Halogenid-Test der Probensubstanz: Stellt sich die Grünfärbung schon vor der Salzsäurezugabe ein, so liegen Kupfer- und Halogenidionen nebeneinander vor.
Tetraaminkupfer(II)-Komplex
Nach Zugabe von Ammoniak bildet sich der tiefblaue Tetraaminkupfer(II)-Komplex. Anfangs oder bei zu geringer Ammoniakzugabe fällt unter Umständen zunächst Kupfer(II)-hydroxid als hellblauer Niederschlag aus. Er löst sich nach Umschütteln oder weiterer Ammoniakzugabe als Komplex.
Der Tetraaminkomplex läßt sich durch Zugeben von Ethanol im Überschuß in Form blauvioletter Kristalle ausfällen. Für den qualitativen Nachweis ist jedoch eine positive Färbung der Lösung ausreichend.


1.4.2 Quecksilber (Hg 80; 200.59)

Pfennigprobe
Legt man auf einem Uhrglas einen einigermaßen sauberen Pfennig (Kupfer) in etwas Probelösung, die bei Bedarf mit Salzsäure angesäuert wird, so färbt sich der Pfennig durch Anlagerung des zum Element reduzierten Quecksilbers nach kurzer Zeit silbergrau wie ein 50-Pfennigstück. Der Beschlag läßt sich durch Polieren nicht entfernen, verschwindet jedoch beim Erhitzen mit dem Bunsenbrenner (Abzug!).
Störungen: Es scheiden sich entsprechend der Spannungsreihe alle Elemente, die edler sind als Kupfer (z. B. Bismut, Antimon und die üblichen Edelmetalle), an dem Pfennig ab und können so die Bildung des Quecksilberüberzuges stören. Diese zumeist schwarzen Beschläge können oftmals abpoliert werden, um eventuell vorhandenes Quecksilber sichtbar zu machen, jedoch sind in solchen Fällen Vergleichsproben angebracht, um das Ausmaß der Störung und damit die Verläßlichkeit des Nachweises abschätzen zu können.


1.4.3 Zinn (Sn 50; 118.710)

Leuchtprobe
Man gibt etwas von der zu untersuchenden Probe mit einer Zinkperle oder Zinkpulver in eine Porzellanschale und säuert mit Salzsäure an, bis deutliche Gasentwicklung einsetzt. Dann nimmt man ein von außen sauberes Reagenzglas, füllt es mit kaltem Wasser und zieht es so durch die Gasperlen, daß eine möglichst große Fläche des Reagenzglases benetzt wird. Hält man dieses Reagenzglas nun über den inneren Kegel der Bunsenflamme, so zeigen sich bei Anwesenheit von Zinn kurzzeitig blauviolette Leuchtschleier um das Glas herum.
Zum ersten Üben des Verfahrens ist eine Vergleichsprobe angebracht. Eine Blindprobe zeigt den Unterschied von Reflexionen der Flamme im Glas zur positiven Färbung.
Störungen: Arsen im Überschuß.


1.4.4 Blei (Pb 82; 207.2)

Bleiiodid
Nach Zugabe von Iodid bildet sich ein gelboranger Niederschlag.
Störungen: Bismut gibt ebenfalls eine Gelbfärbung, die jedoch meist nicht so intensiv ausfällt. Entsprechende Vergleichsproben sind äußerst angebracht.
Bleichlorid-Nadeln
Gibt man Chlorid zu einer Bleisalzlösung, so fällt Bleichlorid aus, das in Form weißer Nadeln kristallisiert (eventuell erst einengen und dann abkühlen lassen).


1.4.5 Antimon (Sb 51; 121.75)

Reduktion an Eisen
Antimon scheidet sich in Form von schwarzen Flocken aus salzsaurer Probelösung an metallischem Eisen ab (evtl. mit HCl ansäuern).
Störungen: Alle Metalle, die edler als Eisen sind, scheiden sich ebenfalls ab. Unter Umständen hilft die Auswertung des Reaktionsverhaltens an verschieden unedlen Metallen. Manchmal können auch mittels Vergleichsproben Schlüsse aus dem Aussehen der Abscheidungen gezogen werden, oft verliert die Probe allerdings ihre Aussagekraft, z. B. bei Anwesenheit von Bismut.
Antimonsulfid
Bei Zugabe von Schwefelwasserstoff fällt orangerotes Antimonsulfid aus.
Störungen: Die Sulfide anderer Elemente können die Färbung des Antimonsulfids verdecken. Sinnvoll sind eine langsame Zugabe von Schwefelwasserstoff und/oder vorsichtige Variationen des pH-Wertes.
Pfennigprobe
Ein Pfennig färbt sich in der antimonhaltigen (evtl. ansäuern) Probelösung schwarz. Es gibt offensichtlich Personen, die eine Violettfärbung erkennen können, die Antimon anzeigt.
Störungen: Ich selbst habe die Violettfärbung nie erkennen können, der Pfennig wirkte auf mich in einer Antimonprobe immer genauso schwarz wie in einer Bismutprobe. Dennoch konnte jemand diese Proben regelmäßig eindeutig unterscheiden (Farbproben an Lucie Dörner).


1.4.6 Bismut (Bi 83; 208.9804)

Pfennigprobe
Gibt man einen Pfennig (Kupfer) in die bismuthaltige Probelösung, so färbt er sich tiefschwarz. In Zweifelsfällen kann durch Ansäuern versucht werden, mehr Substanz zu lösen und damit die Probe eindeutiger werden zu lassen.
Störungen: Alle Metalle, die edler sind als Kupfer, werden am Pfennig reduziert und können die Ablagerung von Bismut stören und/oder (wie z. B. Antimon) auch eine Schwarzfärbung hervorrufen, da viele Metalle fein verteilt schwarz wirken, so z. B. auch Silber.
Bismutiodid und Tetraiodobismutat(III)
Gibt man Iodid zu (leicht schwefelsaurer) Bismutlösung, so färbt sie sich durch Bildung des Tetraiodobismutat(III)-Komplexes gelb. Bei langsamer Zugabe und richtiger Verdünnung kann man manchmal einen meist schwachen, schwarzen Niederschlag von Bismutiodid beobachten, der sich im Überschuß Iodid zum gelben Komplex löst.
Störungen: Konnte die vorübergehende Dunkelfärbung nicht beobachtet werden, so kann die Gelbfärbung auch durch Blei, bzw. Bleiiodid hervorgerufen worden sein.


2 Anionen

2.1 Bor

2.1.1 Borat

Borsäuremethylester
Man säuert etwas Probelösung mit Schwefelsäure an und gibt Methanol hinzu. Taucht man nun ein Magnesiastäbchen in die Lösung und bringt es langsam von der Seite in die Bunsenflamme, so zeigt eine grüne Flammenfärbung Borat an.
Störungen: Kupfer gibt mit Halogeniden ebenfalls eine Grünfärbung, ebenso können große Mengen Bromid bzw. Iodid eine grüne Flamme bewirken.


2.2 Kohlenstoff

2.2.1 Carbonat

Kohlendioxid-Bildung
Größere Mengen Carbonat lassen sich durch Ansäuern mit Salzsäure oder anderen Mineralsäuren nachweisen, da stürmische Gasentwicklung einsetzt. Nach Bedarf kann das entstehende Kohlendioxid durch Einleiten z. B. in Kalkmilch nachgewiesen werden.
Störungen: Die Anwesenheit von starken Oxidationsmitteln kann Kohlendioxid-Bildung aus vielen kohlenstoffhaltigen Verbindungen bewirken.
Bei zu geringer Konzentration des Carbonats kann die Gasentwicklung nicht beobachtet werden.


2.2.2 Acetat

Essigsäureethylester
Man gibt auf einem Uhrglas einen Tropfen Schwefelsäure zu etwas der zu untersuchenden Probe. Anschließend gießt man einige Milliliter Ethanol hinzu. Bei Anwesenheit von Acetaten bildet sich Ethylethanoat (Essigsäureethylester), das durch seinen charakteristischen Geruch nachgewiesen werden kann (Vergleichsprobe). Der vorherige eindeutig negative Cyanid-Nachweis versteht sich von selbst!
Essigsäure
Mit stärkeren Säuren bildet sich aus Acetaten Essigsäure, die beim Entweichen am Geruch erkennbar wird. Auch hier ist der negative Cyanid-Nachweis wieder lebenswichtig.
Störungen: Die Geruchsentwicklung kann unterschiedlich stark sein und dementsprechend mehr oder weniger leicht durch den Geruch anderer Substanzen verdeckt werden.


2.2.3 Oxalat

Barium-/Strontium-/Calcium-oxalat
Nach Zugabe von Barium- oder Strontiumchlorid bildet sich weißer Niederschlag von Barium- bzw. Strontiumoxalat, der im Gegensatz zur entsprechenden Calciumverbindung in verdünnter Essigsäure löslich ist. Alle Niederschläge sind in starken Säuren löslich.
Störungen: Tartrate geben ebenfalls Niederschläge mit gleichem Verhalten gegen Säuren, es lassen sich aber mit Vergleichsproben meist Schlüsse aus dem Aussehen der Niederschläge ziehen.
Sulfit und Sulfat geben ebenfalls Niederschläge, die durch ihr Lösungsverhalten gegenüber Säuren abgegrenzt werden können (z. B. Bariumsulfat schwerlöslich auch in starken Säuren, im Gegensatz Strontiumsulfit usw.)


2.2.4 Cyanid

Berliner Blau
!!! ACHTUNG !!!
Cyanide sind äußerst giftig. Mit Säuren entsteht farblose, flüchtige, hochgiftige Blausäure (tödliche Dosis ca. 50 mg, Blockierung der Zellatmung). Entsprechendes gilt für Dicyan, ein Gas, das beim Erhitzen von Edelmetallcyaniden frei wird. Beide Substanzen sind durch einen schwachen Geruch nach bitteren Mandeln erkennbar, der jedoch von etwa der Hälfte aller Personen nicht wahrgenommen wird. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen (gut ziehender Abzug u. ä.) sind unbedingt einzuhalten, ebenso bei der Entsorgung.

Zur alkalischen Probelösung gibt man eine geringe(!) Menge Eisen(II), z. B. Eisensulfat. Bei nicht zu geringer Konzentration der Cyanide gegenüber der Eisen(II)-Konzentration, bildet sich eine ausreichende Menge des stabilen Hexacyanoferrat(II)-Komplexes. Nun säuert man mit Salzsäure an und gibt etwas Eisen(III), z. B. Eisen(III)-chlorid, zu. Bei vorheriger Anwesenheit von Cyaniden bildet sich gleich oder etwas verzögert ein tiefblauer Niederschlag.


2.2.5 Thiocyanat

Eisen(III)-thiocyanat
Ein Überschuß Eisen(III) führt in Gegenwart von Thiocyanaten zur Bildung eines blutroten Niederschlags von Eisen(III)-thiocyanat.


2.3 Stickstoff

2.3.1 Nitrat

Ringprobe
In einem Reagenzglas wird etwas der zu untersuchenden Lösung mit einem Eisen(II)-Salz versetzt. Anschließend hält man das Reagenzglas etwas schräg und läßt mit einer Pipette einige wenige Milliliter konzentrierte Schwefelsäure am Reagenzglasrand unter die Lösung laufen. Bei Anwesenheit von Nitrat bildet sich an der Grenzschicht ein bräunlicher Ring aus Pentaaquanitrosyleisen(II). Die Durchführung sollte mit einer Vergleichsprobe geübt werden.
Störungen: Nitrit färbt die Lösung schon nach der Eisen(II)-Zugabe braun.


2.4 Schwefel

2.4.1 Sulfid

Schwefelwasserstoff
Sulfid entweicht nach dem Ansäuern mit einer starken Säure als Schwefelwasserstoff, der an seinem stechenden Geruch nach faulen Eiern erkannt werden kann.
Vor der Durchführung ist sicherzustellen, daß keine Cyanide anwesend sind.
ACHTUNG: Die Geruchsprobe muß vorsichtig durchgeführt werden, denn Schwefelwasserstoff besitzt bei entsprechenden Konzentrationen eine der Blausäure vergleichbare Giftigkeit. Die Geruchsschwelle liegt jedoch deutlich niedriger, aber auch diese verhältnismäßig geringen Konzentrationen können Kopfschmerzen und Übelkeit auslösen, weshalb unter dem Abzug gearbeitet werden sollte.


2.4.2 Sulfit

Bariumsulfit
Nach Zugabe von Bariumchlorid bildet sich weißer Bariumsulfit-Niederschlag. Er ist im Gegensatz zum Sulfat-Niederschlag in Säuren leichtlöslich.
Störungen: Oxalat und Tartrat geben ähnliche Niederschläge. Sie können eventuell mit Vergleichsproben an der Form und dem Lösungsverhalten gegenüber verschiedenen Säuren auseinandergehalten werden.


2.4.3 Sulfat

Bariumsulfat
Zu der Probelösung wird Bariumchlorid gegeben. Es entsteht ein weißlicher, feiner Niederschlag von Bariumsulfat, der auch in Säuren schwerlöslich ist, im Gegensatz zum Sulfit-Niederschlag.


2.4.4 Thiosulfat

Eisen(III)-Komplex
Zu etwas Probelösung wird Eisen(III) gegeben, das dann zu Eisen(II) reduziert wird. Dabei bildet sich zwischenzeitlich ein rotvioletter Komplex. Bei uneindeutigem Reaktionsverlauf sollte eine Vergleichsprobe durchgeführt und der Nachweis ggf. wiederholt werden.


2.5 Halogenide

2.5.1 Fluorid

Eisen(III)-thiocyanat
Gibt man in eine Eisen(III)-thiocyanat-Lösung fluoridhaltige Probelösung, so verschwindet die tiefrote Färbung.
Störungen: Wenn die Entfärbung nicht sofort und/oder vollständig erfolgt, so kann dies auf eine zu geringe Fluorid-Konzentration zurückzuführen sein oder diverse Störungen, die oftmals ein positives Ergebnis vortäuschen. In diesem Fall ist eine Vergleichsprobe angebracht.


2.5.2 Chlorid

Silbernitrat
Gibt man Silbernitrat zu chloridhaltiger, salpetersaurer Probelösung, so bildet sich ein weißer, käsiger Niederschlag von Silberchlorid, der in Ammoniak löslich ist, sofern die Lösung nicht sauer reagiert.
Störungen:
Bromid und Iodid geben auch käsige Niederschläge, die in dieser Reihenfolge aber immer gelblicher aussehen (Vergleichsproben!). Silberiodid ist jedoch auch in Ammoniak schwerlöslich.


2.5.3 Bromid

Silbernitrat
Mit Silbernitrat fällt aus bromidhaltiger Lösung ein hellgelber, käsiger Niederschlag von Silberbromid aus. Die Probelösung sollte salpetersauer sein, um die entstehenden Niederschläge anderer Anionen zu lösen.
Störungen:
Chlorid gibt einen weißen, Iodid einen stärker gelben, käsigen Niederschlag. Silberiodid ist jedoch im Gegensatz zu den beiden anderen Niederschlägen auch in Ammoniak schwerlöslich.
Oxidation
Man erhitzt schwefelsaure Probelösung. Bei Anwesenheit von Bromid entweichen braune Bromdämpfe und farbloses Bromwasserstoffgas (Abzug!).
Störungen: Große Mengen Iodid können die Färbung durch Bildung violetter Dämpfe überlagern. Aufschlußreich kann in diesem Fall auch die Färbung der Flüssigkeit vor dem völligen Entweichen von Brom und/oder Iod sein (Vergleichsproben mit verschiedenen (Mengen)Kombinationen!). Sinnvoll ist besonders in der Anfangsphase vorsichtiges, kurzzeitiges Erwärmen, da dann die Möglichkeit besteht, die beiden Gase getrennt zu beobachten.
Nitrat und Nitrit können durch Stickstoffdioxidbildung ebenfalls braune Dämpfe hervorrufen.


2.5.4 Iodid

Oxidation

Die Entwicklung violetter Dämpfe beim Erhitzten von Probelösung zusammen mit Schwefelsäure zeigt Iodid an (Abzug!).
Störungen:
Bromid kann durch die Entwicklung brauner Dämpfe stören. In diesem Fall sollte als Oxidationsmittel Kaliumnitrit statt Schwefelsäure verwendet werden. Es können aber manchmal auch Schlüsse aus der Färbung der Flüssigkeit während des Erhitzens gezogen werden. Beim vorsichtigen Erwärmen besonders zu Beginn können die Dämpfe z. T. auch getrennt beobachtet werden.


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18. Juli 1998 ALi